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Ich packe meinen Koffer und nehme mit …

Vorfreude ist tatsächlich eine äußerst schöne Form des Glücks. Diesen Sommer haben wir uns auf zwei Destinationen eingeschworen: einerseits auf das pulsierende Strandleben Bibiones, andererseits auf den herben Charme der Steiermark. Eine logistische Herausforderung, denn im Gebirge werden wir wohl die schicken Badeshorts nicht brauchen können, und der Regenschutz hat in Italien nichts zu suchen.

Bereits drei Tage vor der Abfahrt in den Urlaub ist alles gepackt. Ich bin stolz auf mich, aber vor allem auf meine Frau, die sich konzentriert an meine Anweisungen gehalten hat. Auch Adrian wurde mehrfach informiert, dass er sich um seine Sachen selbst kümmern müsse!

Am Abend vor der Abfahrt räume ich alles in den Kofferraum und lobe unser Auto, dass es so schon geräumig ist. Vollgetankt und mit korrektem Luftdruck in den Reifen, steht es stolz in unserer Einfahrt und ist sichtlich aufgeregt. Ich schließe die Heckklappe, klopfe ihm aufmunternd auf die Seitenscheibe und flüstere ihm „Nur noch einmal schlafen“ zu. Es hupt leise und blinkt kumpelhaft.

Nochmals frage ich Adrian, ob er denn alles gepackt hätte, aber er meint, dass er nichts bräuchte. Wir legen uns extra früh ins Bett, wollen besonders zeitig losfahren, denn schließlich sind Staus die gnadenlosen Hinweise dafür, dass die Zeit relativ ist.

 

Am nächsten Morgen öffnen sich meine müden Augen. Unser Wecker zeigt ihnen schadenfroh die Uhrzeit. So, wie er sich uns gegenüber verhält, darf er sicher nicht mit auf Urlaub. Auch meine Frau hat mitbekommen, dass wir verschlafen haben. Voller Sorge, dass wir bereits in Kaisermühlen Opfer des zum Stillstand gekommenen Verkehrs werden, spanne ich mich und erteile uns allen strengstes Trinkverbot bis zur Staatsgrenze. Mindestens. Angetrieben von Adrenalin und meinen militärischen Kommandos reisen wir zwanzig Minuten später ab.

Nach fünf Fahrminuten meldet sich Adrians Blase erstmals, er habe das Gefühl, sie explodiere gleich. Ich herrsche ihn an, werfe ihm Insubordination vor, doch er müsse trotzdem pieseln. Glücklicherweise haben wir soeben eine Raststätte passiert. Ich werfe aus Frust den Rest meines Guten-Morgen-Apfels aus dem Fenster.

Apfelflöckchen rieseln lautlos auf mein Haupt, die geschlossene Scheibe verhindert die Detonation der Vitaminbombe außerhalb der Fahrgastzelle. Nach kurzem Innehalten platzen wir alle los, die nächste Tankstelle verschafft uns allen Erleichterung.

 

Wir verlassen Niederösterreich, transitieren die grüne Mark, Adrian schaut auf Höhe Villach erstmals aus dem Fenster, netterweise habe ich ihm sämtliche elektronischen Endgeräte geladen.

Das Autoradio findet bereits kurz nach Arnoldstein einen italienischen Sender. Erinnerungen an die erste, echte Pizza, eine Diskussion zwischen meinen Eltern wegen eines zu charmanten Kellners und hygienische Unzulänglichkeiten auf dem Campingplatz zu Cesenatico werden wach.

Souverän manövriert uns „Gattuso“ zum Hotel. Hier kann er die Straßennamen lesen, hier kennt er sich aus.

Wir checken routiniert ein, schleppen zur Sicherheit doch das ganze Gepäck ins Zimmer, schnappen die relaxte Badetasche und verbrennen uns im heißen Sand die Füße.

Auch das hat sich nicht geändert.

 

THOMAS & ADRIAN VITZTHUM #7