DIE PILNACEK-REMIXES

PICHLACEKS ENDE.

Die Smart Watch-Komponente

 

 

[20 Oktober 2023, 01:15 Uhr] - DIE DIGITALE SPUR BEGINNT

Während Dimitri noch dabei war, „Phantom Eagle" auf Pichlaceks Laptop laufen zu lassen, bemerkte der IT-Spezialist der Dream Vision Security etwas Interessantes auf seinem Tablet: Ein Bluetooth-Signal.

„Moment mal", murmelte er auf Hebräisch zu seinem Kollegen, „der Typ trägt eine Apple Watch Series 8. Die sendet ständig."

Shlomo, der neben dem bewusstlosen Pichlacek stand, blickte auf dessen Handgelenk. Tatsächlich: eine silberne Smartwatch, die schwach im Schein der Heurigenlampen leuchtete.

„Kann ich die anzapfen?", fragte der IT-Experte.

„Tov meod! [Sehr gut!]", nickte der Mossad-Offizier. „Mach das. Wir brauchen alle Daten."

Der Techniker zückte ein kleines schwarzes Gerät – einen hochspezialisierten Bluetooth-Interceptor, den Dream Vision Security eigens für solche Operationen entwickelt hatte. Das Gerät war nicht größer als ein USB-Stick, konnte aber jedes Bluetooth-Signal im Umkreis von 50 Metern abfangen und infiltrieren.

„Das Ding kommuniziert alle paar Minuten automatisch", erklärte er Kurtz, der nervös zusah. „Herzfrequenz, Bewegungsdaten, GPS-Koordinaten – alles wird in der iCloud gespeichert. Aber ich kann auch direkt anzapfen."

Binnen Minuten hatte er Zugriff auf Pichlaceks komplettes Bewegungsprofil der letzten Wochen. Wo er gewesen war, mit wem er sich getroffen hatte, sogar Gesprächsaufzeichnungen über die Diktierfunktion.

„Khara! [Scheiße!]", fluchte der Mossad-Offizier, als er die Daten sah. „Der hat alles aufgezeichnet. Unsere Gespräche heute, die Telefonate mit Hafenegger, sogar Notizen über die Dossiers."

Kurtz wurde bleich. „Das heißt?"

„Das heißt, dass seine Smartwatch eine wandelnde Beweismittelsammlung ist", antwortete der IT-Spezialist. „Aber keine Sorge – ich lösche alles und installiere unsere eigene Firmware. Dann sieht es so aus, als, naja – wäre er zum Beispiel die ganze Nacht friedlich zu Hause gewesen."

 

[01:47 Uhr] - DIGITALE MANIPULATION

Während die anderen Pichlaceks USB-Sticks durchforsteten, arbeitete der IT-Spezialist fieberhaft an der Smartwatch. Das kleine Gerät war eine Goldgrube an Informationen – und eine Zeitbombe.

„Die Apple Watch speichert automatisch Herzfrequenzvariabilität", erklärte er dem Mossad-Offizier. „Wenn die Polizei das auswertet, können sie genau sehen, wann er gestresst war, wann er Angst hatte – und vor allem: wann sein Herz aufgehört hat zu schlagen."

„Und das können Sie fälschen?"

„Natürlich. Dream Vision Security hat Software entwickelt, um jede Art von biometrischen Daten zu manipulieren. Ich erstelle ein Profil, das zeigt: Er war entspannt, ist friedlich eingeschlafen und dann ins Wasser gegangen. Selbstmord, ganz klar."

Der Techniker tippte schnell auf seinem Tablet herum. „Ich überschreibe die letzten zwölf Stunden komplett. Neue Herzfrequenz, neue GPS-Daten, neue Bewegungsmuster. Und ich installiere einen kleinen Trojaner – falls jemand später noch einmal nachschauen will."

Kurtz atmete erleichtert auf. Die Israelis dachten wirklich an alles.

 

[06:15 Uhr] - DER TROJANISCHE SENDER

Als sie Pichlaceks Leiche ins Wasser trugen, achtete der IT-Spezialist darauf, dass die Smartwatch am Handgelenk blieb.

„Wichtig ist, dass die Uhr wasserdicht ist", erklärte er. „Sie wird noch Stunden weitersenden – das macht die Story glaubwürdiger."

Was er nicht sagte: Er hatte einen speziellen Sender in der Uhr aktiviert. Einen sogenannten „Dead Man's Switch" – eine Funktion, die Dream Vision Security in ihre gefälschte Firmware eingebaut hatte.

Die Smartwatch würde nicht nur falsche Daten senden, sondern auch als Beacon fungieren. Jedes Mal, wenn sich ein Bluetooth-fähiges Gerät näherte, würde sie automatisch versuchen, sich zu verbinden und ihre manipulierten Daten zu übertragen.

„Das ist brilliant", murmelte der Mossad-Offizier anerkennend. „Selbst wenn sie die Leiche finden – die Uhr erzählt unsere Geschichte."

 

[08:30 Uhr] - IM POLIZEIPRÄSIDIUM

Während die Spurenverwischung am Donauufer noch in vollem Gang war, saß Bundespolizeipräsident Fazekacs bereits in seinem Büro und blickte auf sein eigenes Handy.

Eine verschlüsselte Nachricht von seinem „guten Bekannten" bei Dream Vision Security: „Deine Aufgabe: Die Smartwatch nicht vergessen. Wichtiges Beweismittel. Aber vorsichtig – könnte manipuliert sein."

Faki verstand. Als alter Hase wusste er genau, was jetzt gespielt wurden. Die Smartwatch würde in die Asservatenkammer kommen – und dort würde sie weiterhin ihre falschen Daten senden.

Aber was er nicht wusste: Jedes Mal, wenn ein Polizist mit seinem Handy in die Nähe der Asservatenkammer kam, zapfte die Smartwatch dessen Gerät an und übertrug Daten nach Tel Aviv.

 

[20. Oktober, 15:30 Uhr] - IM GERICHTSMEDIZINISCHEN INSTITUT KREMS

Dr. Ramml, der Gerichtsmediziner, war ein gewissenhafter Mann. Als er Pichlaceks Leiche untersuchte, fiel ihm sofort die Smartwatch auf.

„Interessant", murmelte er zu seiner Assistentin. „Eine Apple Watch Series 8. Die sollte noch funktionieren."

Er drückte auf das Display – tatsächlich, die Uhr reagierte noch. Herzfrequenzdaten, Bewegungsmuster, sogar die letzten Positionen warne gespeichert.

Was Dr. Ramml nicht bemerkte: In dem Moment, als er die Uhr aktivierte, sendete sie ein Signal an seinen Bluetooth-Kopfhörer. Binnen Sekunden war jetzt sein eigenes Handy infiltriert.

„Geben Sie die Uhr zu den Beweismitteln", wies er seiner Assistentin an. „Die Polizei wird sie sicher auswerten wollen."

In der Asservatenkammer des Instituts würde die Smartwatch die nächsten Stunden weiterhin ihre und Daten des Hauses, also der Gerichtsmedizin, sammeln – und übertragen.

 

[21. Oktober, 03:21 Uhr] - DER LETZTE IMPULS

In einem unscheinbaren Serverraum in Tel Aviv blinkte ein rotes Licht auf.

„Das war's", sagte der Techniker zu seinem Kollegen. „Die Smartwatch hat aufgehört zu senden."

Der Tech-Milliardär Shaul Hulia, Kurtz’ Partner, der die ganze Nacht über die Operation überwacht hatte, nickte zufrieden. „Wie viele Geräte konnten wir infiltrieren?"

„Sechzehn. Handys von Polizisten, das Tablet des Gerichtsmediziners, sogar das Diensthandy des Staatsanwalts. Alle haben jetzt unsere Malware drauf."

„Gut. Und die Daten?"

„Vollständig. Wir wissen jetzt, wer an der Untersuchung beteiligt ist, haben Zugriff auf ihre Kommunikation und können bei Bedarf weitere Beweise manipulieren."

Hulia lächelte kalt. Die Operation war ein voller Erfolg. Nicht nur hatten sie Pichlacek eliminiert und seine Dossiers vernichtet – sie hatten auch ein ganzes Netzwerk von Ermittlern infiltriert.

Die kleine Smartwatch am Handgelenk eines toten Mannes hatte sich als trojanisches Pferd erwiesen: Dream Vision Securitys raffinierteste Waffe war nicht eine große Rakete oder ein komplizierter Hack gewesen – sondern ein alltäglicher Gegenstand, den jeder für harmlos hielt.

EPILOG: DIE UNSICHTBARE ÜBERWACHUNG

Wochen später würde die Polizei die Smartwatch als wichtiges Beweismittel einstufen. Die Daten schienen Pichlaceks letzte Stunden zu dokumentieren – wie er vorgeblich friedlich zu Hause war, wie er zur Donau ging, wie sein Herzschlag langsam schwächer wurde.

Perfekte Evidenz für einen Selbstmord.

Was niemand ahnte: Jedes Handy, das sich der Smartwatch in der Asservatenkammer näherte, wurde infiltriert. Jeder Polizeibeamter sowie Ermittler, der den Fall bearbeitete, wurde unwissentlich zu einem Spion für Dream Vision Security.

Die Smartwatch sendete nicht nur falsche Daten über Pichlaceks Tod – sie sammelte auch Echtzeitinformationen über alle, die seinen Fall untersuchten.

 

Der perfekte Coup des Mossad –

des weithin bewunderten wie gefürchteten israelischen Geheimdienstes: Ein toter Mann, dessen Smartwatch lebendiger war als je zuvor.

 

 

KEIN ENDE, SONDERN ERST DER ANFANG

 

 

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Sollten wir Ihr Interesse durch diese Quasi-Alternativerzählung geweckt haben, zögern Sie nicht, „das Original“ zu konsultieren: www.story.one/de/book/pichlaceks-ende-im-ruckwartsgang/